Die Zinsbindung Ihres Immobilienkredits läuft aus – was nun? Für viele Hausbesitzer steht nach zehn oder fünfzehn Jahren der nächste Schritt in der Finanzierung an: die Anschlussfinanzierung. Dieser Moment bietet Ihnen die Chance, Ihre Kreditkonditionen neu zu verhandeln und möglicherweise erhebliche Kosten einzusparen. Doch wie gehen Sie dabei strategisch vor, um das Beste aus Ihrer Anschlussfinanzierung herauszuholen? Dieser Artikel erklärt, was Sie beachten sollten, wie der Prozess abläuft und warum es wichtig ist, selbst aktiv zu bleiben.
Was ist eine Anschlussfinanzierung?
Die Anschlussfinanzierung schließt nahtlos an Ihre bestehende Baufinanzierung an, sobald die Zinsbindung ausläuft. Sie können entweder bei Ihrer bisherigen Bank bleiben oder zu einem neuen Anbieter wechseln. Beides hat Vor- und Nachteile, und die Entscheidung hängt von mehreren Faktoren ab: den aktuellen Zinsen, den Konditionen Ihrer Bank und den Kosten eines Wechsels.
Wie läuft der Übergang ab – und wer meldet sich?
Die gute Nachricht: In den meisten Fällen meldet sich Ihre Bank rechtzeitig vor Ablauf der Zinsbindungsfrist, oft 3 bis 12 Monate im Voraus. Sie erhalten dann ein Angebot für die Weiterführung Ihres Darlehens, das auf den aktuellen Marktzinsen basiert. Doch Vorsicht: Dieses Angebot ist nicht automatisch das beste. Es ist eher ein Standardvorschlag, der Ihnen den Abschluss bequem machen soll – aber oft gibt es günstigere Alternativen.
Falls Sie nicht auf das Angebot Ihrer Bank reagieren, passiert Folgendes:
- Das Darlehen läuft nicht einfach zu den alten Konditionen weiter.
Wenn keine neue Vereinbarung getroffen wird, fällt Ihr Kredit in einen variablen Zinssatz. Dieser ist in der Regel deutlich höher als die Zinsen eines langfristig festgelegten Darlehens und kann sich je nach Marktlage ändern. Das kann teuer werden. - Sie verlieren Verhandlungsspielraum.
Ohne aktives Handeln akzeptieren Sie stillschweigend die Standardkonditionen Ihrer Bank. Damit verzichten Sie auf die Möglichkeit, bessere Konditionen auszuhandeln oder zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln.
Tipp: Behalten Sie das Ablaufdatum Ihrer Zinsbindung selbst im Blick. Wer frühzeitig plant, hat die besten Chancen, günstige Konditionen zu sichern.
Warum ist der Zeitpunkt entscheidend?
Ein guter Zeitpunkt, um sich mit der Anschlussfinanzierung zu beschäftigen, liegt etwa zwölf Monate vor Ablauf der Zinsbindung. Das gibt Ihnen genügend Zeit, verschiedene Angebote zu prüfen, Wechselmöglichkeiten zu kalkulieren und gegebenenfalls mit Ihrer Bank zu verhandeln.
Was tun bei steigenden Zinsen?
Wenn die Marktzinsen während Ihrer Planungsphase steigen, kann ein Forward-Darlehen eine interessante Lösung sein. Damit sichern Sie sich die aktuellen Zinsen für eine Anschlussfinanzierung, die erst in bis zu fünf Jahren beginnt. Ein kleiner Zinsaufschlag für die Planungssicherheit ist oft gut investiert.
Wie finden Sie die besten Konditionen?
- Zinsvergleich durchführen
Nutzen Sie Online-Portale, um sich einen Überblick über die aktuellen Zinssätze zu verschaffen. Noch besser ist es, individuelle Angebote von Banken oder Finanzierungsberatern einzuholen. Ein persönlicher Vergleich lohnt sich, da die besten Konditionen oft von Ihrer Bonität und der Restschuld abhängen. - Neue Anbieter prüfen
Bleiben Sie nicht automatisch bei Ihrer bisherigen Bank. Auch wenn ein Wechsel mit Grundbuchänderungskosten verbunden ist, kann sich das lohnen, wenn die Zinsen bei anderen Anbietern deutlich günstiger sind. - Flexible Vertragsbedingungen verhandeln
Neben dem Zinssatz sind Sondertilgungen und Tilgungssatzänderungen wichtige Optionen. Diese Flexibilität gibt Ihnen Spielraum, Ihre Raten an veränderte finanzielle Situationen anzupassen.
Was ist ein Forward-Darlehen – und wann lohnt es sich?
Ein Forward-Darlehen ermöglicht es Ihnen, sich die aktuellen Zinsen für eine Anschlussfinanzierung in der Zukunft zu sichern. Dies ist besonders sinnvoll, wenn die Marktzinsen voraussichtlich steigen. Der Abschluss ist bis zu fünf Jahre vor Ablauf der Zinsbindung möglich, allerdings fällt dafür ein Zinsaufschlag an. Trotzdem kann diese Strategie bei steigenden Zinsen erhebliche Einsparungen bringen.
Checkliste für Ihre Anschlussfinanzierung
- Restschuld ermitteln: Wie viel steht noch aus, und wie hoch ist Ihre monatliche Rate?
- Marktzinsen prüfen: Liegen die aktuellen Zinsen unter oder über Ihren bisherigen Konditionen?
- Angebote vergleichen: Holen Sie sich mindestens drei Angebote von verschiedenen Anbietern ein.
Wechselkosten kalkulieren: Berücksichtigen Sie die Kosten für die Grundschuldänderung bei einem Bankenwechsel. - Neue Konditionen verhandeln: Fragen Sie gezielt nach Sondertilgungen und Anpassungsoptionen.
Fazit: Aktiv bleiben zahlt sich aus
Die Anschlussfinanzierung ist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch eine echte Chance, Ihre Finanzierung zu optimieren. Auch wenn sich Ihre Bank meldet, liegt es an Ihnen, aktiv zu werden. Nutzen Sie den Moment, um die besten Konditionen zu verhandeln, vergleichen Sie Anbieter und passen Sie die Finanzierung an Ihre aktuelle Lebenssituation an. Mit frühzeitiger Planung und einem klaren Blick auf Ihre Möglichkeiten sichern Sie sich finanzielle Vorteile und eine entspannte Fortführung Ihres Kredits.
Bleiben Sie also wachsam – Ihr Eigenheim und Ihr Geldbeutel werden es Ihnen danken!