Innovative Materialien für die energetische Sanierung

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Die energetische Sanierung von Gebäuden ist heute ein zentrales Thema, das sowohl die Umwelt als auch den Geldbeutel betrifft. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Der Klimawandel und der Rückgang fossiler Ressourcen machen es notwendig, energieeffiziente Lösungen zu finden, die gleichzeitig bezahlbar und nachhaltig sind. Ständig werden neue, innovative Baumaterialien entwickelt, die uns auf diesem Weg unterstützen. Ein regelmäßiger Blick auf diese Entwicklungen lohnt sich daher immer, besonders für Immobilienbesitzer und solche, die es werden wollen.

In diesem Artikel stellen wir Ihnen vier faszinierende Materialien vor, die nicht nur effizient sind, sondern auch Potenzial für die zukünftige Kreislaufwirtschaft bieten.

1. Photokatalytische Baustoffe: Selbstreinigung und Luftreinhaltung in einem

Photokatalytische Baustoffe, wie sie zum Beispiel als Fassadenfarbe von Sto AG  angeboten werden, sind mit einer Titandioxid-Beschichtung versehen. Diese Technologie wandelt unter Lichteinfluss Schadstoffe in der Luft um und trägt damit zur Luftreinhaltung bei – eine besonders interessante Eigenschaft in urbanen Gebieten. Ursprünglich in den 1970er-Jahren entwickelt, hat sich diese Beschichtung inzwischen in der Bauindustrie etabliert. 

Kombinierbarkeit und Anwendung

Diese Materialien lassen sich problemlos auf bestehenden Oberflächen anwenden und sind daher ideal für Sanierungsprojekte geeignet. Sie sorgen zudem dafür, dass Fassaden länger sauber bleiben, was langfristig Wartungskosten spart.

Recycling

Obwohl photokatalytische Beschichtungen in der Regel fest auf dem Baumaterial verankert sind, könnten sie bei der Entsorgung herausgelöst und wiederverwendet werden. Erste Forschungsarbeiten befassen sich bereits mit der Rückgewinnung von Titandioxid aus recyceltem Baustoff.

2. Aerogel-Dämmung: Ultraleichte Effizienz für Wände und Fassaden

Aerogele gelten als die leichtesten Feststoffe der Welt und bestehen zu 95-99,8 % aus Luft. Durch ihre extrem niedrige Wärmeleitfähigkeit bieten sie eine Dämmleistung, die weit über die herkömmlicher Materialien hinausgeht. Die Entwicklung von Aerogel reicht bis in die 1930er Jahre zurück, aber erst durch aktuelle Forschung, unter anderem am Fraunhofer-Institut, wurden kostengünstigere und rein mineralische Varianten entwickelt.

Kombinierbarkeit und Anwendung

Aerogele können direkt in mineralische Putze eingearbeitet werden und eignen sich daher hervorragend für die Sanierung von Bestandsgebäuden, insbesondere bei begrenztem Platz. Ihre außergewöhnliche Dämmleistung macht sie außerdem für denkmalgeschützte Gebäude interessant, da sie keine dicken Wände erfordern.

Recycling

Mineralische Aerogele sind vielversprechend in Bezug auf das Recycling. Nach der Lebensdauer eines Gebäudes könnten die Dämmstoffe theoretisch in mineralische Baustoffe zurückgeführt oder in recycelbare Dämmprodukte umgewandelt werden. Der Niedersächsischen Firma aerogel-it gelang nun außerdem die erfolgreiche Entwicklung von Bioaerogel aus Lignin. Dieses ist  wiederverwendbar und recyclingfähig und zu 100% biologisch abbaubar.

3. Selbstheilender Beton: Dauerhafte Sanierung mit Mikroorganismen und Chemie

Selbstheilender Beton ist ein Material, das bei Rissbildung Mikroorganismen oder chemische Kapseln aktiviert, welche die Risse automatisch füllen. Diese Technologie ist besonders für ältere Bauwerke interessant, die regelmäßig Wartung benötigen. Hersteller wie BASF bieten bereits erste Produkte an.

Kombinierbarkeit und Anwendung

Selbstheilender Beton lässt sich problemlos mit konventionellem Beton kombinieren, was ihn ideal für Sanierungsprojekte macht, bei denen nur bestimmte Abschnitte des Gebäudes verstärkt werden müssen.

Recycling

Ein Vorteil von selbstheilendem Beton liegt in seiner Langlebigkeit, die dazu beiträgt, die Menge an notwendigem Baumaterial zu reduzieren. Da es sich größtenteils um Standardbeton handelt, lässt er sich auch im Bauschuttrecyclingprozess verarbeiten, wobei die Mikroorganismen im Material zumeist absterben und keine weiteren Recyclingprozesse behindern.

4. Carbonbeton: Kohlenstofffaser für Stabilität und Leichtigkeit

Carbonbeton ist eine zukunftsweisende Entwicklung, die Kohlenstofffasern zur Verstärkung von Beton verwendet und diesen gleichzeitig leichter macht. Die Innovation wird an der RWTH Aachen genauer erforscht und zeigt großes Potenzial, um Beton nachhaltiger zu gestalten.

Kombinierbarkeit und Anwendung

Carbonbeton lässt sich ähnlich wie herkömmlicher Beton einsetzen und kann somit gut in bestehende Strukturen integriert werden. Dadurch bietet er bei Sanierungen eine hohe Flexibilität und Langlebigkeit.

Recycling

Carbonbeton bringt Herausforderungen für die Kreislaufwirtschaft mit sich, da das Trennen von Kohlenstofffasern und Beton eine komplexe Aufgabe darstellt. Es gibt jedoch erste Pilotprojekte zur Wiederverwendung der Kohlenstofffasern. Langfristig könnte Carbonbeton also in eine zirkuläre Wertschöpfung integriert werden, wenn Recyclingprozesse weiterentwickelt werden.

Herausforderungen

Trotz der Faszination für diese Technologien gibt es, speziell für interessierte Eigentümer, auch noch einige Herausforderungen zu meistern:

  • Viele dieser innovativen Materialien sind teurer als traditionelle Baustoffe. Förderprogramme und Zuschüsse für energieeffiziente Gebäude können helfen, die Mehrkosten auszugleichen.
  • Manche Materialien erfordern besondere Fachkenntnisse oder sind derzeit nur eingeschränkt auf dem Markt verfügbar.
  • Regulatorische Vorgaben: Bei Sanierungen müssen bestimmte Bauregelungen eingehalten werden, die den Einsatz neuer Materialien einschränken können.

Um diesen Schwierigkeiten zu begegnen, sollten Eigentümer eine schrittweise Sanierung planen, die für jede Phase die geeignetsten Materialien und Fördermittel nutzt. Eine fachliche Beratung durch Energieexperten und/oder spezialisierte Architekten ist hierfür absolut empfehlenswert.

Zukunftsweisende Materialien für nachhaltiges Bauen

Die energetische Sanierung von Immobilien mit modernen Baumaterialien wie Aerogel-Dämmung, selbstheilendem Beton und Carbonbeton bietet nicht nur Vorteile in Bezug auf die Energiekosten, sondern steigert auch den Wert der Immobilie und trägt zu mehr Nachhaltigkeit bei. Die Zukunft liegt in Materialien, die nicht nur effizient sind, sondern auch ein Recycling und die Wiederverwertung ermöglichen – ein essenzieller Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft.

Innovative Baustoffe eröffnen uns somit einen nachhaltigen Weg in eine grünere Zukunft. Wer heute in solche Materialien investiert, investiert auch in die kommenden Generationen.